Aus Teheran berichtet Ulrike Putz
2. Teil: Die Sicherheitskr�fte agieren brutal, weil sie die Lage nicht mehr im Griff haben
Gesicherte Zahlen �ber Verletzte, �ber Tote gibt es nicht. Es d�rften Hunderte sein, die seit Ausbruch der Gewalt am Samstag verwundet wurden. In der hochmodernen Tagesklinik an der Vali-Asr-Stra�e gibt ein sichtlich eingesch�chterter Chefkrankenpfleger nur widerwillig Auskunft. Acht Verletzte h�tten sich allein in der vergangenen Stunde ins Hospital geschleppt, sagt er. Die �rzte arbeiteten in Doppelschichten, vor allem die Chirurgen seien im Dauereinsatz, um Br�che zu behandeln.
Irgendwann ger�t auch die Menschentraube, in der ich stehe, ins Visier der Gardisten. Mit hassverzerrten Gesichtern kommen sie kettenschwingend auf uns zu, drohen, uns mit ihren Crossbikes zu rammen. Rechts und links werden Fl�chtende niedergekn�ppelt. "Macht, dass Ihr wegkommt", schreien die M�nner auf Arabisch.
Nach Berichten des Senders "Voice of America" sollen bis zu 5000 libanesische K�mpfer der Hisbollah-Miliz dem Regime beim Showdown zur Hand gehen.
Wer die Szenen erlebt, die sich in Teheran abspielen, muss zu einem Schluss kommen: Die Sicherheitskr�fte sind auch deshalb so brutal, weil sie die Lage nicht mehr im Griff haben. Es wirkt, als h�tten sie gro�e Teile des Volkes gegen sich. Wer sich nicht auf die Stra�e traut, unterst�tzt den Protest mit praktischer Hilfe. Frauen reichen Wasserflaschen aus den H�usern, vor allem aber �ffnen sie Fl�chtenden die T�ren.
Es dauert bange zehn Minuten, dann ziehen die Gardisten weiter. Ein Gespr�ch im Fl�sterton kommt in Gang: Wie es der Zufall will, haben meine Gastgeber 15 Jahre lang in Frankfurt gelebt. "Schreib alles, was Du siehst. Schreib, dass die Menschen es satt haben", sagt Nadia. Sie ist sich sicher, dass der Aufstand Erfolg haben k�nnte, wenn er nur endlich besser organisiert w�re.
"Die Leute protestieren jetzt wegen Mussawi, aber sie wollen das ganze System wegschieben", sagt ihr Bruder A. J. �ber den Krieg vor seiner Haust�r. Beide geben nur ihre Spitznamen an, sie haben Angst, erkannt zu werden.
Diskutieren Sie mit anderen SPIEGEL-ONLINE-Lesern!
Die Teheraner zahlen einen hohen Preis f�r ihre Solidarit�t. "Schei�leben", kommentiert A. J. die Unruhen. "Vor 15 Jahren sind wir nach Teheran zur�ckgekehrt, bis vor zwei, drei Tagen haben wir es nie bereut", sagt der 33-J�hrige. Jetzt k�nnten sie gleich nach Afghanistan gehen, zu den Taliban, witzelt er.
Am Montag um vier Uhr nachmittags soll der Versuch gemacht werden, den Protest in geordnete Bahnen zu lenken, Mussawis Leute haben zu einer zentralen Protestkundgebung aufgerufen. Nadia vermutet, dass es am Dienstag einen Generalstreik geben soll. Ihr Bruder wiegelt ab: Das werde alles nichts bringen. "Das geht noch ein paar Tage so weiter, dann wird scharf geschossen, und die Sache ist beendet", sagt er.
Nach einer Stunde ist es Zeit zu gehen. Der Abschied ist herzlich aber beklommen.
"Bete f�r uns", sagt Nadia. "Wir werden es brauchen."
� SPIEGEL ONLINE 2009
Alle Rechte vorbehalten
Vervielf�ltigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH
Wie hei�t Ihr Abgeordneter? Welche Positionen vertritt er? Welche Nebeneink�nfte hat er? abgeordnetenwatch.de beantwortet Ihre Fragen.
Einfach Stichwort oder Postleitzahl eingeben.
Bei Placement24 haben ausschlie�lich Headhunter Zugriff auf Ihre Karrieredaten. Erh�hen Sie jetzt Ihre Jobchancen mit Hilfe f�hrender Headhunter.
• Diskreter Kontakt zu 3033 Headhuntern
• Jobs ab 60.000 Euro
• Pers�nliches CV-Management